Auf der Burg Dilsberg kreuzten sich die Klingen
Schwertkampfseminar an historischer Stätte faszinierte Teilnehmer und Besucher

12. Oktober 2008
 

Ein lohnendes Ausflugsziel ist die Burg Dilsberg allemal, ganz besonders an Tagen, wo wärmende Sonnenstrahlen der friedlichen Burgruine ein ganz besonderes Ambiente verleihen. Doch was heißt friedliche Burg?
 

Ungewohnte Geräusche ließen Besucher einen besorgten Blick von Turm und Zöller werfen und was sie zu sehen bekamen ließ zunächst nichts Gutes ahnen, denn auf dem Areal über dem Hexenkeller kreuzten sich die Klingen. Das befreiende Lachen der Akteure signalisierte aber recht schnell, dass es sich um keine ernsthafte Fehde handelte, sondern um eine nicht alltägliche Veranstaltung, hier fand ein Schwertkampfseminar statt.
 

Sieben Männer und eine Frau - Begeisterte aus dem Mittelalterbereich - belegten ein Wochenendseminar für Einsteiger um die notwendigen Grundlagen zur Benutzung und Beherrschung eines Schwertes zu erlernen. Einer prägnanten theoretischen Einweisung über Schwerter sowie Waffenkunde des Mittelalters, folgte die technische Ausführung anhand praktischer Übungen.
 

„Wie es funktioniert lernt man am besten, während man es tut!“, lautete die Devise von Seminarleiter „Markus von Marburg“. Ziel war es den Ansatz eines realistischen Kampfes zu verfolgen und einen Blick für die Lücken der gegnerischen Verteidigung zu schulen. Ein verschnörkelter Schlag ist zwar schön fürs Auge, aber nicht effektiv.
 

Mit Holzschwertern wurden etwa zehn Grundschläge mit großer Effektivität ausprobiert und geübt. Schnell stellte sich heraus wie wichtig die Fußstellung ist damit die Technik funktioniert und das erfordert Übung. Slow-Motion-Kämpfe schulten Auge und Bewegungsstruktur zum Ausnutzen gegnerischer Lücken. Deutlich wurde die Wichtigkeit der mentalen Vorbereitung.
 

Wie verhält man sich in bedrängten Situationen, was ist jetzt wichtig? Der Angreifer will den Erfolg und der Verteidiger mit heiler Haut rauskommen. Auf diesem Seminar lernt man Prioritäten zu setzen und mentales Flüchten zu vermeiden. Angriff - Parade - Konter wurden einprägsam und mit viel Spaß vermittelt, damit die Teilnehmer zu Hause in der Lage sind, sich durch Übung die notwendige Routine anzueignen um erfolgreich zu sein.
 

Ohne Psychologie geht auch hier nichts, denn der Kampf beginnt nicht erst beim Kreuzen der Klingen. Die verbale Selbstverteidigung spielt eine entscheidende Rolle um einerseits den Gegner abzulenken und andererseits Selbstbewusstsein zu demonstrieren.
 

Ein erweiterter Blickwinkel ist von Vorteil, nicht nur geradeaus schauen, sondern lernen das Umfeld zu beobachten, besonders wenn man zwei Angreifern gegenübersteht, wie es Seminarleiter Markus beeindruckend demonstrierte. Schmunzelnd erklärte er den Teilnehmern warum es spätestens ab der Distanz „Knutschbereich“ gefährlich wird: „Ab hier kann man alles tun: anfassen, stoßen, zustechen.“
 

Den gelernten Hochfrequenz-Ingenieur Markus Weiler trifft man als Blankwaffenhändler auf Mittelalterlichen Märkten, wo er seit zwanzig Jahren als „Markus von Marburg“ unterwegs ist und Waffen offeriert die ihre „Antriebskraft“ aus direktem Einsatz von Muskelenergie beziehen. Seine Schwertkampf-Seminare für Einsteiger und Fortgeschrittene veranstaltet er an historischen Stätten und so kam er mit Burgvogt Andreas Weber in Kontakt. Dieser bietet bis Dezember diverse Programme mit Bezug zum Mittelalter an und somit eine attraktive Alternative zum Brunnenstollen, der in Kürze als Überwinterungsquartier für die Fledermäuse wieder geschlossen werden muss.
 

Die Teilnehmer waren voll des Lobes über das Seminar, das tolle Ambiente der Burg und die Atmosphäre innerhalb der Bergfeste - kurzum ein optimaler Austragungsort.

 
boe/bz