Der Burgstollen 
Quelle: Der Burgbrunnen und Brunnenstollen der Feste Dilsberg von Wolfgang Dachroth u. Stefan Wiltschko 

Der Stollen hat einen unregelmäßigen Querschnitt, welcher unter Ausnutzung der Trennfugen im Gestein entstanden ist. Sohle und Firste laufen spitz zu. Die Firste ist teilweise nachgebrochen und ist dann an diesen Stellen höher als von den Bergleuten beabsichtigt. Der Stollen sichtbare Sandstein erschließt eine Schichtenfolge von 2,3m. Besonders auffällig sind Kugelbildungen, welche meist herausgefallen und dann an den runden Löchern erkennbar sind. Mehrfach stecken aber auch noch die Kugeln in der Wand. Es sind Sandstein- kugeln von 1 bis 1,5 cm Durchmesser, welche zur Bundsandsteinzeit vor 210 Millionen Jahren in einer Wüste entstanden sind. Abzweig des Steinstolles 10 Meter vor dem Brunnenschacht. Dieser blind endende Stollen folgt einer Störungszone mit vertikalen Trennflächen im Gebirge, in der das Gestein leichter auszubrechen war. Diese Ausbruchsarbeit wurde offensichtlich nicht abgenommen und es wurde im spitzen Winkel hierzu der Gang in die gewünschte Richtung vorgetrieben. Die Felsbank unter der Firste ist als Kugelsandstein ausgebildet.
Der Grundriss für den Stollen.
Der Stollen wurde von außen in den Berg hinein vorgetrieben und sollte nach 65 m auf den Brunnenschacht stoßen. Die Bergleute folgten beim Vortrieb den Schwächezonen des Gebirges und kamen mehrfach von dieser Richtung ab (B,C). Die maßgebliche Korrektur erfolgte bei (D) 65 m hinter dem Ausgang. Auch der Seitenstollen (E) ist in falscher Richtung ausgebrochen. Die Gesamtlänge des Stollens beträgt etwa 78 Meter.

Länge: etwa 78 m

Bauzeit: vermutlich in der Zeit um ca. 1650/1680, also in der Zeit der 2. Bauphase des Brunnens. 

Bautechnik: Der Stollen wurde handwerklich vom Berghang her zum Brunnen vorgetrieben. Spuren von Sprengungen wurden noch nicht nachgewiesen. 

Zweckbestimmung: Die Heimatforschung nahm bisher an, dass der Stollen gebaut wurde, damit sich die Burgbesatzung bei Belagerungen ins Freie retten konnte. Aus dem Zusammenhang der Brunnenvertiefung mit dem Bau des Stollens ergibt sich jedoch der Schluss, dass der unterirdische Gang ein Belüftungsstollen ist. Durch Anzünden von Feuer im Stollen (Russ-Spuren blieben davon erhalten) wurde der Luftstrom verstärkt, der die Gefährdung der Bergleute und Hilfskräfte bei den Arbeiten zur Vertiefung und Verbreiterung des Brunnens durch Giftgase verhindern sollte.

Besonderheiten: Die Hilfskräfte am Stollenbau hielten nur wenige Meter vom Stollenanfang an die gerade und damit kürzeste Linie zum Brunnen ein. Dann folgten sie Trennfugen und Schwachstellen des Buntsandsteinmassivs und kamen damit von der geraden Linie zum Brunnen ab. Nach ca. 65 m ab Stollenanfang musste daher beim sichtbaren Seitenstollen (wegen der Notbeleuchtung heute z. T. zugemauert) die Richtung zum Burgbrunnen neu geortet werden.

Wiederentdeckung: Nach der Erfüllung seines Zwecks (Schutz der Arbeiter vor Giftgasen im Brunnen) war der Stollen zeitweise zugeschüttet worden. Wohl aus Unkenntnis seiner Lage und seiner Entstehungsgründe bildete sich danach die Sage vom unterirdischen Gang, der von der Burg Dilsberg unter dem Neckar zu einer Neckarsteinacher Burg führen soll. Diese Sage ging in eine Erzählung des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain ein, die er nach einem Aufenthalt in der Burg Dilsberg schrieb. Die Lektüre dieser Erzählung und Sage regte den Deutsch-Amerikaner Fritz von Briesen um 1900 an, aus New York zum Dilsberg zu reisen, um den "sagenhaften" Stollen zu finden. Er ließ sich in den Brunnen hinabseilen und fand unten in der Tiefe den Stollenabgang. Mit einer Spende des Deutsch-Amerikaners wurde dann 1926 der Brunnen und der Stollen von Schuttmaterial usw. befreit. Dabei konnte auch der Stollenanfang im Waldgebiet "Höllenberg" freigelegt werden.